Da blieb viel haften.

Erstaunlich, was die Gruppe von 25 Interessierten da im Hafthaus Ummeln über Haftvollzug im Allgemeinen und die Anstalt Bielefeld-Senne im Besonderen erfahren durfte. Eingeladen zu diesem Besuch hatte am 16.Februar der Heimat- und Geschichtsverein Quelle. Was zunächst ziemlich bürokratisch klang ( 25 Personen, nur Erwachsene, keine Mobiltelefone, keine Fotoapparate) entpuppte sich als hochinteressante, unterhaltsame und lehrreiche Veranstaltung.
Natürlich lag das insbesondere, daran mit Herrn Hanke an einen Mitarbeiter geraten zu sein, der engagiert und kompetent, aber auch leicht und locker durch das Programm führte. Da erfuhr man, dass zur Zeit ca. 80.000 Menschen in Deutschland in Haftanstalten einsitzen, die Gruppe hatte auf zum Teil weitaus höhere Zahlen getippt. Die Justizvollzugsanstalt Bielefeld-Senne führt mit 1200 Insassen den größten Offenen Vollzug in Europa aus. Die ca. 350 Bediensteten (Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und Seelsorger eingeschlossen) sind in Senne, Ummeln und 16 Außenstellen tätig. Grundlage des Strafvollzuges ist in erster Linie die Resozialisierung, nicht nur die Bestrafung und Sicherung der verurteilten Menschen. Wiedereingliederung in die Gesellschaft zu einem eigenständigen und selbstbestimmten Leben ist Zielsetzung. Dazu ist ein System erarbeitet worden, dass die fortschreitende Resozialisierung unterstützt, aber auch kontrolliert. Menschen die im geschlossenen Vollzug Fortschritte machen, wechseln ab einem bestimmten Zeitpunkt in den offenen Vollzug. Hier sind bestimmte Beschränkungen gemildert bezw. ganz aufgehoben. Hier werden regelmäßige Beschäftigungen und verschiedene Therapien angeboten und gefordert. Hier gibt es Möglichkeiten zu Freigängen und kurzen Urlauben. Aber natürlich ist jederzeit, bei Nichteinhaltung der geforderten eigenen Verhaltensweise, eine Rückverlegung in die geschlossene Anstalt möglich. An Hand von Zahlen belegte Herr Hanke eindrucksvoll den Erfolg dieser Methode.  Die Zahl von „Rückkehrern“ ist sehr gering. Sicher liegt das auch daran, dass gerade im Hafthaus Ummeln, wo 310 Männer und 53 Frauen inhaftiert sind, ideale Bedingungen für das Projekt vorliegen. Davon konnte sich Gruppe beim Gang durch die supermoderne Halle mit Maschinen für Metall und -holzbearbeitung überzeugen. Ein Teil der Insassen ist bei externen Unternehmen beschäftigt, auch diese Zusammenarbeit klappt reibungslos. Angeschlossen ist in Ummeln ein großes Areal mit Garten und Tierhaltung. Hier wird  in erster Linie therapeutisch gearbeitet.

Mit besonderem Interesse wurde zur Kenntnis genommen, dass an jedem Donnerstagnachmittag von 13:30 bis 15:30 Uhr Möglichkeit zum Einkauf von Blumen und Pflanzen in der Gärtnerei besteht. Vom Parkplatz aus ist sie über ein Tor zu erreichen. Hier sei angemerkt, dass auch verschiedene Holz- und Metallartikel ( z.B. Grillgeräte usw.) im so genannten „Knastladen“ zu erstehen sind. Das Angebot kann im Internet unter www.jva-bielefeldsenne.nrw.de Button Knastladen eingesehen werden. Es lohnt sich davon Gebrauch zu machen und unterstützt die Arbeit der Justiz.

Teilnehmer der VeranstaltungBeim Gang durch die Gebäude zeigte Herr Hanke neben den Wohn- und  Aufenthaltsräumen auch Sondereinrichtungen zum Schutz von Insassen und Bediensteten. Alle Mitglieder der Gruppe waren sich einig, den Strafvollzug und die Anstalt Bielefeld-Senne nach diesem Besuch mit anderen Augen zu sehen. Die Rückkehrquote von fast 100 % bei Freigängern, außerhalb Beschäftigten und Urlaubern spricht für das Projekt der Resozialisierung.

Nach einem herzlichen Dank an Herrn Hanke und sorgfältigem Durchzählen der Besucher schlossen sich die Tore.